Palmsonntag
Evangelium vom Einzug Jesu in Jerusalem: Lesejahr A: Mt. 21, 1-11
1. Lesung: Jes. 50, 4-7 2. Lesung: Phil. 2, 6-11
Evangelium (Passion): Lesejahr A: Mt. 27, 11-54
In seinem Klassiker „Julius Cäsar“ schildert William Shakespeare den Verrat am Senator durch seinen besten Freund Marcus Brutus. In dieser Tragödie wurde Brutus dazu verleitet, sich einer Gruppe von Verschwörern anzuschließen, die Cäsar töten wollte. Am schicksalhaften Tag seiner Ermordung am Kapitol wurde der Imperator von seinen Mördern in den Rücken gestochen, wobei der Stich von Brutus für ihn ein großer Schock war. Er fühlte sich dadurch von einem Freund verraten. Schockiert über diesen Verrat starb Cäsar mit den Worten „Et tu Brute?“ (und du Brutus?) auf den Lippen. Vielleicht haben wir selbst schon ähnliche Erfahrungen mit dem Verrat durch einen vertrauten Freund gemacht. Möglicherweise hat ein Freund unsere Liebe verraten oder uns bei einem Geschäftsplan, in der Schule oder bei der Arbeit betrogen. Dies sind in der Regel sehr schmerzhafte und traumatische Erfahrungen.
Vor dem Hintergrund unserer persönlichen Erfahrungen mit Verrat durch Vertraute können wir die Qualen besser verstehen, die Christus in der heutigen Passionsgeschichte (Mt. 26,14-66 oder 27,11-54) durchlebte. Judas, einer seiner engsten Freunde, verschwor sich mit den Hohenpriestern, um Jesus für dreißig Silberlinge an sie auszuliefern. Wenn wir heute über diesen Verrat nachdenken, kann es sein, dass wir über den Verräter urteilen. Die meisten von uns mögen ihn für den Verrat verurteilt haben, aber wenn wir unser Leben genau überprüfen, finden wir auch in uns Spuren von Judas. Wenn wir eine übermäßige Liebe zum Geld entwickeln, stehlen, lügen und alle möglichen Gräueltaten begehen, sind wir nicht besser als dieser. Manche von uns verraten in dem Bestreben, Reichtum, Macht oder Ruhm zu erlangen, Menschen, schikanieren andere, missbrauchen Privilegien und stellen die Wahrheit auf den Kopf. Diese Handlungen stehen dem Verrat von Judas in nichts nach.
Während wir erkennen, dass die meisten von uns wie er sind und Christus durch ihre Handlungen verraten, können wir nicht umhin, auch die Tatsache anzuerkennen, dass viele von uns auch von Freunden verraten werden. Einige wurden von ihren Ehepartnern, Verwandten, Lieben, Freunden und anderen ihnen nahestehenden Personen verraten. Manche mussten aufgrund ihrer Offenheit, ihrer Nächstenliebe oder ihres Vertrauens, das sie anderen entgegenbrachten, Verrat erleiden. Die erste Lesung (Jes. 50,4-7) ist eine Botschaft der Hoffnung für uns. Seien wir nicht enttäuscht von Gott, dass er uns durch solch schreckliche Erfahrungen machen lässt. Liebe Freunde, heute ermutigt uns die Kirche, nach innen zu schauen und zu sehen, wie viel Judas in uns steckt. Gibt es etwas, das wir wie er mehr schätzen als unsere Verbindung mit Christus?