1. Lesung: Sir. 15, 15-20 2. Lesung: 1 Kor. 2, 6-10 Evangelium: Mt. 5, 17-37
Jesus begann direkt gleich einem Gesetzgeber mit Ausdrücken wie „Darum sage ich euch, - oder - Ich aber sage euch...“ Dies erstaunte die Juden in dem Maße, dass seine Zuhörer bestätigten, dass er im Gegensatz zu den Schriftgelehrten mit Autorität lehrte (vgl. Mk. 1,22; Mt. 7,28-29). Die Schriftgelehrten galten als authentische Interpreten und Lehrer des Gesetzes. Sie waren motiviert von dem Wunsch, den Buchstaben des Gesetzes zu gehorchen, und deshalb brachten sie diese Regeln und Vorschriften zustande.
Die heutige Lesung aus dem Evangelium (Mt. 5,17-37) gibt ein solches Beispiel, wie Jesus im Gegensatz zu den Schriftgelehrten mit Autorität lehrte. Entgegen der Erwartung der Juden zitierte Jesus bei der Erfüllung des Gesetzes das Gesetz, nur um ihm zu widersprechen, indem er es durch seine eigene Lehre ersetzte. Damit meinte Jesus, dass er kam, um uns die richtige Anwendung des Gesetzes gemäß dem Sinne Gottes und nicht nach der Art der Schriftgelehrten zu zeigen. Er wurde seine eigene Autorität: Gottes Gesetz kann nur von Gott geändert werden. Diese Auslegung würde nicht auf den Buchstaben sondern auf dem Geist des Gesetzes beruhen. Während die Schriftgelehrten nur an der Tat interessiert waren, bezog sich Jesus auch auf das Motiv und die Wünsche nach sündigen Handlungen. Er wollte das Problem der Sünde von ihrem Ursprung her - dem Herzen - angehen. Für Jesus bilden schlechte Gedanken den Hintergrund für böse Taten und der beste Weg, diese zu vermeiden, ist, vor argen Gedanken davonzulaufen.
Viele Menschen möchten das Gesetz Gottes nach ihren Wünschen anpassen. Was will ich wirklich? Will ich mich nur von Unterhaltung und Konsum treiben lassen oder will ich mein Leben gestalten und mit Sinn erfüllen? Böse Gedanken werden von negativen Wesenheiten angetrieben, die spirituelle Meister die sieben Kapitalsünden nennen: Faulheit, Gier, Lust, Neid, Stolz, Völlerei und Zorn. Sie sind die Tore, durch die wir uns in der Grube der Hölle wiederfinden könnten, wenn wir sie nicht vermeiden. Daher lädt uns Christus ein, niemals irgendwelche Gedanken zu hegen, in keine Beziehung verwickelt zu sein, nicht irgendeinen Ort zu besuchen oder irgendetwas zu tun, das uns zur Sünde führen könnte. Wir tragen Verantwortung für unser Leben und damit auch für diese Welt, denn es liegt an meiner Entscheidung, ob sich das Gute vermehrt, das Lebensfreundliche durchsetzt und nicht der Tod.
Sind wir mit jemandem verfeindet, sei es mit einem Verwandten oder einem Freund? Jesus lädt uns ein, uns zu versöhnen. Sind wir in einer Beziehung, die uns in Ehebruch, Unzucht und Formen unmoralischer Handlungen verwickelt? Jesus lädt uns ein, uns von einer solchen Beziehung zu befreien und ob solcher Handlungen Buße zu tun. Wenn wir immer unaufrichtig oder unehrlich sind oder immer einen Eid ablegen, um unsere Unaufrichtigkeit zu vertuschen, lädt Jesus auch uns ein, die Wahrheit trotz der Herausforderungen zu bekennen. Wenn wir derzeit jemanden durch Skandale der Sünde aussetzen oder sogar Raum für eheliche Untreue oder Scheidung schaffen, lädt Jesus uns ein, diese Handlungen zu überdenken. Alle Sünden sind in den Augen Gottes abscheulich. Liebe Freunde, die erste Lesung (Sir. 15,15-20) erinnert uns daran, dass wir für unsere Handlungen, seien sie gut oder schlecht, völlig verantwortlich sind und dass Gott uns nicht in die Sünde führen kann. Sünden zu vermeiden ist nicht einfach eine Frage des Entschlusses, nicht wieder zu sündigen, sondern ein Vorsatz, auch die Gelegenheiten zu vermeiden, die zu solchen Anlässen führen. In seiner Verantwortung, das Gute zu erkennen und es auch zu tun, steht der Mensch ständig in der Spannung zwischen Gehorsam und Freiheit. Alles, was wir tun, dient entweder dem Tod oder dem Leben, einen Weg dazwischen gibt es nicht. Wir müssen uns entscheiden, und selbst wenn wir es nicht tun, haben wir bereits eine Entscheidung getroffen. Versuchen wir daher, uns vor allen Formen des Bösen zu schützen, damit das Gesetz in unserem Denken und Handeln richtig erfüllt wird.