Liebe Gottesdienstgemeinschaft!
Vor 50 Jahren, nach dem II. Vatikanischen Konzil, war der Geist der Erneuerung und der Reform der Kirche deutlich zu spüren. Der Dichter und Priester Lothar Zenetti hat damals folgenden Text verfasst:
-) Frag hundert Katholiken, was das Wichtigste in der Kirche ist - sie werden antworten: die Messe
-) Frag hundert Katholiken, was das Wichtigste in der Messe ist - sie werden antworten: die Wandlung
-) Sag zu hundert Katholiken, dass das Wichtigste in der Kirche die Wandlung ist - sie werden empört sein und sagen: „Nein, alles soll so bleiben wie es ist!“
Es ist auch heute noch wahr, was Lothar Zenetti damals gesagt hat.
Das Wichtigste in jeder Eucharistiefeier ist die Wandlung, und zwar nicht nur die Verwandlung von Brot und Wein, sondern auch unsere eigene Verwandlung. Das schließt aber auch die Bereitschaft mit ein, sich selbst zu ändern, nicht stehen zu bleiben bei dem, was einmal erreicht wurde, sondern nach vorne zu schauen. Es soll eben nicht alles so bleiben, wie es ist. Das heißt unter Umständen, sich von alten Dingen zu verabschieden und sich auf Neues einzulassen – in der Seelsorge, in der Liturgie, im Gemeindeleben und in der Kirche insgesamt.
Liebe Gottesdienstgemeinschaft!
Auch in St. Severin hat es im Gefolge des ll. Vatikanischen Konzils Änderungen gegeben. Laien haben wichtige Dienste übernommen. Kommunionspender und Kommunionspenderinnen unterstützen den Pfarrer, Kantorinnen und Kantoren üben an Sonn- und Feiertagen ihren Dienst aus. Und weil wir seit langem beobachten, dass die Anzahl der Priester immer geringer wird, haben wir einen Grundsatz aufgestellt: Es MUSS in St. Severin an jedem Sonntag um 9 Uhr 30 ein Gottesdienst stattfinden, entweder eine Hl. Messe oder eine Wortgottesfeier. Mitglieder unserer Pfarre haben sich für die Leitung dieser Gottesdienste ausbilden lassen.
Von einem möchte ich noch sprechen. Ich habe im Rahmen der Veränderungen in der Pfarre einen Akt des Ungehorsams gesetzt.
Zuvor noch eine Frage: Wissen sie, was ein „motu proprio“ ist? Das Wort moto ist verwandt mit Motor, es kann übersetzt werden mit „Antrieb“, und proprius heißt „eigen“. Motu proprio heißt: „aus eigenem Antrieb“.
Obwohl Bischof Küng das nicht wollte, habe ich aus eigenem Antrieb unseren damaligen Pastoralassistenten Stefan Mayerhofer gebeten, den Dienst eines Begräbnisbegleiters zu übernehmen. Er macht bis heute seinen Dienst ausgezeichnet. Nachdem Bischof Küng in Pension gegangen war, habe ich diesen Dienst in St. Pölten gemeldet. Inzwischen hat Stefan Mayerhofer schon ein Dekret erhalten. Der Herr Generalvikar, dem ich diese Meldung mitgeteilt habe, war sehr zufrieden. Wahrscheinlich hat er daran gedacht, dass er uns bei einem Besuch in St. Severin gebeten hat, unsere Pfarre zukunftsfit zu machen. Wir haben seine Aufforderung ernst genommen.
Liebe Gottesdienstgemeinschaft!
Alles ist im Wandel, alles entwickelt sich weiter. Auch von der Kirche wünschen sich die Menschen neue Antworten auf neue Fragen, neue Ideen und Mut zur Veränderung.
Das Wichtigste in jeder Eucharistiefeier ist die Wandlung. Nicht nur die Wandlung von Brot und Wein, sondern auch unsere eigene Verwandlung – eine große und nicht leichte Aufgabe!
Predigt von Pfarrer Anton Schwinner