Predigt am 21. Oktober 2018 von Altpfarrer Anton Schwinner
Im Internet habe ich folgendes Bild gesehen. An einer Hausmauer steht mit schwarzer Schrift:
„GOTT IST TOT“, und darunter steht: Nitzsche
Gleich darunter steht: „NIETZSCHE IST TOT“ - darunter steht: GOTT
Liebe Gottesdienstgemeinschaft!
Der deutsche Philosoph Friedrich Nitzsche (1844 – 1900) leugnete Gott sowie den Sinn des Lebens und der Geschichte. Einer seiner bekanntesten Aussprüche ist: „Gott ist tot, Gott bleibt tot, wir haben ihn umgebracht.“
Bei diesem Satz möchte ich ein wenig verweilen. Ich verstehe den Satz so: Wenn Gott aus unserem Leben auszieht, wenn er verdrängt wird durch Konsum, Geld und Macht, wenn es für ihn keinen Platz mehr gibt in unserem Leben, dann siecht er dahin, und man spürt ihn nicht mehr. – ER ist tot.
Heute sprechen viele Theologen von Gottesvergessenheit – Gott kommt im Leben auch vieler Christen nicht mehr vor. Es ist so: Der Glaube an Gott ist kein sicherer Besitz – er kann verloren gehen, wenn er nicht immer wiederbelebt wird. Der Glaube muss im Leben fest verankert sein.
Von drei Ankerplätzen, die ich mir eingerichtet habe, werde ich heute erzählen. Vielleicht ist da auch etwas für euch dabei. Die drei Ankerplätze heißen: Morgen, Mittag, Abend.
Am Morgen gehe ich in die Dusche. Nach der Reinigung folgt die Kneipp-Anwendung. Arme und Beine werden eiskalt abgeduscht
(wer diese Prozedur nicht mag, kann sie auch auslassen), und dann folgt eine Art von Tauferneuerung: Ein Guss kaltes Wasser ins Gesicht, und dann sage ich: „Im Namen des Vaters“, nach dem zweiten Guss: „und des Sohnes“, nach dem dritten Guss: „und des Heiligen Geistes“. Und dann kommt eine Besonderheit - ein vierter Guss - als Zugabe für den Heiligen Geist. Ich schätze ihn sehr, er ist die Kraft Gottes in uns. Er treibt uns zum Guten an, er schenkt uns Phantasie und gute Ideen. Somit ist der vierte Guss eine spezielle Zugabe für den Heiligen Geist.
Es folgt der Mittagsanker. Nicht viele Menschen haben die Gelegenheit mit denen zu beten, die das Essen zubereitet haben. Im Pfarrhof war das möglich und auch in der neuen Wohnung. Auch wenn man allein ist, kann man still für sich ein Gebet des Dankes sprechen.
Der Abendanker: Vor dem Schlafengehen bleibe ich an der Bettkante sitzen. Ich denke nach, wofür ich mich heute bei Gott und bei den Mitmenschen bedanken kann. Das müssen nicht großartige Ereignisse sein. Ich danke für einen freundlichen Anruf, eine Ansichtskarte vom Urlaub, ein gutes Essen, ein interessantes Gespräch, eine Einladung zum Café, ein unerwartetes Mail, ein gutes Buch, eine schöne Musik, einen kleinen Radausflug und vieles andere mehr.
Es heißt ja: Wer denkt, der dankt!
Und wer denkt und Gott dankt, der belebt seinen Glauben.
Von drei Plätzen, um den Glauben zu verankern, habe ich heute gesprochen. Vielleicht sind die Ideen hilfreich für euch, und ihr probiert etwas davon aus.
GOTT IST TOT – sagt Nietzsche
NIETZSCHE IST TOT – sagt Gott
Wer aus dem Glauben an Gott lebt, der empfängt ewiges Leben!