Liebe Gottesdienstgemeinschaft!
Wir beide haben heute als Vertretung des Pfarrgemeinderates die Ansprache übernommen. Wie immer - am letzten Sonntag im September - feiern wir unser Pfarrfest. Das heurige Fest haben wir unter das Motto „Willkommen und Danke“ gestellt. Wir freuen uns, dass wir wieder einen Pfarrer bekommen haben, wenn wir ihn auch mit Langenlebarn teilen müssen.
Aber in erster Linie soll das heutige Fest ein Dankfest sein, ein Dankfest für Pfarrer Anton Schwinner, der diese Pfarre gegründet hat und seit 1. Jänner 1982 hier Pfarrer war.
Am 31. August ist er in Pension gegangen. Sein Nachfolger, Reginald Ejikeme, hat am 1. September seinen Dienst in unserer Pfarre angetreten, und wir wollen ihn herzlich willkommen heißen.
Lieber Reginald! Wir haben uns vorgenommen, dich zu unterstützen, damit der Übergang für uns alle zufriedenstellend verläuft. Du leitest jetzt 30 Tage die Pfarre St. Severin, deshalb wirst du sicher verstehen, dass heute dein Vorgänger im Mittelpunkt steht, der diese Position 13 392 Tage inne hatte. Wenn man die Kaplansjahre hier in Tulln dazuzählt, dann waren es 16 314 Tage (Schaltjahre mit eingerechnet). Aber, Reginald, wenn du auch 36 Jahre Pfarrer von St. Severin gewesen bist, bekommst du sicher genau so ein Abschieds- bzw. Dankfest wie dein Vorgänger. Du bist jetzt 57 Jahre alt, also in 36 Jahren bist du 93, bei deinen guten Genen erreichst du das sicher! Ich darf Ihnen verraten, sein Vater hat Anfang September den 105. Geburtstag gefeiert.
Lieber Toni!
Bei deiner Ankunft in Tulln im Jahre 1974 waren viele von deinem lässigen Erscheinungsbild nicht begeistert. Offenes, kariertes Hemd, enge Jeans, lange Haare, das war ein gewaltiger Unterschied zu deinem Vorgänger! Aber die Tullner erkannten deine Begabungen und waren in kurzer Zeit von deinem erfrischenden Wesen begeistert. Du hast dich hier gut eingelebt, in St. Severin deine Lebensaufgabe gefunden und aus dem damaligen Seelsorgezentrum eine gut funktionierende Pfarre gemacht.
Du hast immer betont, dass das alles nicht möglich gewesen wäre ohne die Mithilfe vieler Menschen. Bei dir stand nie das „Ich“ im Vordergrund, sondern immer das „Wir“!
Wir wollen nun einige Höhepunkte deines Wirkens als Pfarrer von St. Severin erwähnen:
Ein besonderes Anliegen war dir, dass St. Severin eine eigene Pfarre wird, und daher war die Freude groß, als Diözesanbischof Dr. Franz Zak am 10.1.1982 diese Pfarrerhebung vornahm und dich rückwirkend mit 1. Jänner 1982 zum ersten Pfarrer von St. Severin ernannte.
Zu diesem Zeitpunkt bestand noch die alte Kirche, und dein Wunsch war es, daraus auch ein Gotteshaus mit einer ansprechenden Form zu schaffen. Du bist zwar kein Praktiker, aber du hast die Gabe, Menschen zu motivieren und mit deinen Ideen anzustacheln. So hast du mit einer Planungsgruppe dieses Gotteshaus in der Form entwickelt, nämlich als Zelt Gottes unter den Menschen.
Am 30. 9. 1990 konnten wir hier die Weihe der Kirche und die Eröffnung des neuen Pfarrzentrums feiern.
Für das Severin Pfarrleben hast du eine Reihe von Runden und Aktionen gestartet. Als Beispiel seien hier einige erwähnt: das jährlich Pfarrfest, Frühschoppen nach den Sonntagsgottesdiensten, Pensionistenrunde, Bastelrunde, Severin aktiv, Kinderweihnacht mit Weihnachtsspiel, Lichtermessen, Severiner Biotop, Mutter-Kind-Gruppen, Kinderpassion am Gründonnerstag und am Karfreitag, Lichtermessen;
Auch über das Weiterbestehen des Pfarrlebens hast du dir schon lange vor deiner Pensionierung Gedanken gemacht. Deshalb wurden schon vor einigen Jahren Wortgottesfeierleiter ausgebildet.
Bei der Ausgestaltung der Kirche war dir die Symbolik wichtig. So ist z. B. auf der Tabernakeltür das Volk Gottes auf dem Weg dargestellt ist.
In einem deiner Beitrage für die Zeitschrift "Freunde von St. Severin" - übrigens auch eine Idee von dir - hast du 2007 geschrieben: "Wir in Tulln St. Severin haben sehr viel getan, um den hl. Severin noch bekannter zu machen: Altarbild, Bronzetor, Severinstatuen, Severinreliefs, Severinkreisverkehr, Severinplatz, Severinbildstock in Henzing sowie der Severinweg in Freundorf. Besondere Freude aber hattest du auch, als du mit einer Tullner Delegation angeführt vom damaligen Bürgermeister Willi Stift die Severinmonstranz mit einer Reliquie unseres Pfarrpatrons von Frattamaggiore bei Neapel holen konntest.
Aber auch der Blick über den Tellerrand war dir wichtig. So entstanden Partnerpfarren in Balatonfüred und Santiago in Chile. Das Engagement für die Caritas in Oradea und das Kinderheim in Saniob war dir ein großes Anliegen.
Lieber Toni!
Altbürgermeister Willi Stift hat dich hier an dieser Stelle einmal als Reinkarnation des Hl. Severin bezeichnet. Wenn es bedeutet, dass Severin im biblischen Sinne ein „Menschenfischer“ war, dass er Leute begeistern konnte, dass er ein guter Prediger war, dass er zu allen Leuten einen guten Zugang hatte - egal wie alt sie waren und aus welcher Gesellschaftsschicht sie kamen - dann bist du wirklich eine Wiedergeburt unseres Pfarrpatrons!
Anlässlich deines 70. Geburtstages, den du im Jänner gefeiert hast, haben wir Leute befragt, sie mögen dich kurz beschreiben. Bürgermeister Peter Eisenschenk hat einen treffenden Satz über dich gesagt: „Toni hat eine Wirkung, die wirkt!“ Besser kann man dein Charisma nicht beschreiben.
Du sollst auch zu Wort kommen mit einem Satz, den du öfter ausgesprochen hast. Diesen Satz hast du in der letzten Zeitschrift „Freunde von St. Severin“ bei deinen Abschiedsworten geschrieben: „St. Severin war ein Glücksfall für mich und eine große Freude.“ Dieses Kompliment können wir dir zurückgeben: „Auch du warst ein Glücksfall für St. Severin!“
Einen Text, den du in letzter Zeit einige Male verwendet hast, wollen wir dir mit auf den Weg geben:
Ein Geschenk des Himmels
Manche Menschen wissen nicht, wie wichtig es ist, dass sie einfach da sind.
Manche Menschen wissen nicht, wie gut es tut, sie einfach zu sehen.
Manche Menschen wissen nicht, wie tröstlich ihr gütiges Lächeln ist.
Manche Menschen wissen nicht, wie wohltuend ihre Nähe ist.
Manche Menschen wissen nicht, wie viel ärmer wir ohne sie wären.
Manche Menschen wissen nicht, dass sie ein Geschenk des Himmels sind.
Sie wüssten es, würden wir es ihnen sagen!
Damit du es weißt, sagen wir es dir heute: Du warst ein Geschenk des Himmels für St. Severin!
Wir wollen Dir heute DANKE sagen und auch Glückwünsche für die Zukunft aussprechen.
Zuvor aber noch eine Anmerkung: Wir haben uns bemüht zu deinem Dankfest auch für dich wichtige Personen einzuladen. Gelungen ist uns, dass Pater Christian, ebenfalls bereits "Altpfarrer und Jungpensionist" gekommen ist, mit dem du unter anderem ein Jahr in Graz Theologie studiert hast. Herzlichen Dank fürs Kommen!
Eingeladen haben wir auch Heinrich Geiblinger, deinen Primizprediger. Leider ist es ihm auf Grund seines Gesundheitszustandes nicht möglich, so weit zu fahren. Er hat mich aber gebeten, Dir alles Gute, Gesundheit und Gottes Segen zu wünschen.
Eingeladen haben wir auch Pater Oskar Berger. Er hat mir folgendes Mail geschickt:
Lieber Toni!
Aus gesundheitlichen Gründen kann ich heute leider nicht an deinem Abschiedsfest teilnehmen. Die befreiende und belebende Kraft des 2. Vatikanischen Konzils haben wir beide erlebt und versucht umzusetzen, Du in St.Severin und ich dann in Chile. Dir ist es mit der Pfarre St. Severin wunderbar gelungen. Sie ist auch heute noch ein Vorzeigemodell und wird es hoffentlich bleiben. Ich danke dir für deine beiden Besuche in Chile. Das war sehr belebend und aufmunternd. So wünsche ich Dir einen guten und gesunden Ruhestand und weiterhin viel Glück und Freude.
Seitens der Pfarre haben wir uns vom PGR vorgenommen, dir als Geschenk eine sichtbare Erinnerung zu überreichen. Margit und Josef werden dir nun ein Fotobuch und ein Kuvert mit Geld übergeben. Damit soll ein Teil deiner neuen Sitzecke finanziert werden, weil wir wissen, dass dir das gemeinsame Beisammensein sehr wichtig ist. Wir wünschen dir alles Gute und Gottes Segen für die Zukunft!
Die Festansprache wurde gehalten von Wolfgang Apfelthaler und Heidi Hammer.