Liebe Gottesdienstgemeinschaft!
Die Gestalt Johannes des Täufers dominiert das heutige Evangelium. Wir kennen zwar nur wenige Sätze, die er gesprochen hat und einige Details zu seinem Aussehen und seinem Auftreten. Aber das, was wir wissen, hat es in sich.
Bei meiner Predigt werde ich heute 3 besondere Eigenschaften dieser großartigen Persönlichkeit besprechen:
Johannes, der Provozierende
Johannes, der Vorläufer
Johannes, der Fragende
Punkt 1: Johannes, der Provozierende
Eigentlich ist alles an diesem Johannes provozierend: Seine Kleidung, seine Lebensweise und seine Predigt. Er läuft mit seinem Kamelhaarmantel durch die Wüste, ernährt sich von Heuschrecken und Honig und geht mit den Leuten, die zu ihm kommen, nicht gerade fein um.
Provozieren, das heißt wörtlich übersetzt: herausrufen, herausfordern
Und das hat Johannes wirklich getan. Er hat die Leute herausgerufen aus den Städten und Dörfern in die Wüste und er hat sie herausgefordert zu Besinnung, zu Buße und Umkehr. Er hat die Sicherheit derer zerstört, die sich selbst für besonders gut und fromm hielten.
Punkt 2: Johannes, der Vorläufer
Johannes ruft die Leute nicht in die Wüste, um seine eigenen Ideen anzupreisen, sondern um auf Jesus hinzuweisen, der nach ihm kommen wird. Er sieht sich als Vorläufer eines Größeren. Und als der Verheißene dann wirklich kommt, verliert sich die Spur des Predigers im Kamelfell im Sand der Wüste.
Punkt 3: Johannes, der Fragende
Wir begegnen ihm dann erst wieder im Gefängnis. Er ist unsicher geworden, ob er den Richtigen angekündigt hat, und er lässt fragen: „Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?“
Er hat einen Messias verkündet, der die Menschen zur Entscheidung aufruft und reinen Tisch macht. Und jetzt hört und sieht er nichts von diesem Jesus. Seit Jahren sitzt er in Haft und es ist noch nichts Umwerfendes geschehen. Entweder ist Jesus nicht der Messias oder er ist es, aber das Reich Gottes bricht ganz anders an, als er es erwartet hatte: ganz klein und verborgen.
Deshalb fragt Johannes. Er stellt sich selbst und seine Predigt in Frage.
Dieser Johannes könnte vom Vorläufer Jesu zu einem Vorbild der Kirche sein. Gott sei Dank haben wir derzeit einen Papst, der auch diesem Vorbild entspricht. Er provoziert die Menschen mit vielen seiner Aussagen, er provoziert durch sein Handeln. Er fordert uns auf zum Umdenken, er wünscht eine bescheidene Kirche, eine Kirche auf der Seite der Armen. Er setzt sich für den Frieden ein und verachtet die, die zum Krieg rüsten und an dem Kriegen verdienen. Er provoziert die Kardinäle in der Zentralverwaltung und wirft ihnen mangelndes Engagement und Geltungssucht vor. Er wird nicht müde zu predigen: Wir müssen ein Evangelium verkünden, das die Wertmaßstäbe der Welt auf den Kopf stellt.
Liebe Gottesdienstgemeinschaft!
Von Zeit zu Zeit gibt es Menschen, die provozieren und ihre Zeitgenossen zum Nachdenken und Umdenken bringen. Johannes der Täufer war einer von ihnen, auch unser Papst Franziskus gehört dazu. Gott sei Dank!