Liebe Gottesdienstgemeinschaft!
Ein Satz aus der heutigen Lesung ist die Grundlage für die Predigt. Da heißt es: Einige Leute kamen von Judäa herab und lehrten die Brüder. Sie sagten: "Wenn ihr euch nicht nach dem Brauch des Mose beschneiden lasst, könnt ihr nicht gerettet werden.“
Im ersten Jahrhundert nach Christi Geburt gab es deswegen für die Christen ein ordentliches Problem. Jesus, die Apostel und die Jünger gehörten dem Judentum an. Dazu gehörte es, dass sie 8 Tage nach der Geburt in den Tempel zur Beschneidung gebracht wurden. Diese Beschneidung war ein Zeichen der Zugehörigkeit zum jüdischen Volk.
Und an diesem kleinen Stück Haut – könnte man sagen – hing die Zukunft der Kirche. Worin bestand das Problem?
Für die Gemeinschaft in Jerusalem war es klar, dass alle, die zu Christus gehören, beschnitten waren. Jetzt kommt das Problem: Auch in Gegenden, in denen fast keine Juden mehr wohnten, gab es viele Menschen, die von der Botschaft Jesu begeistert waren und getauft werden wollten. Als die Jerusalemer Gemeinschaft das erfuhr, gab es einige Scharfmacher, die forderten: „Wer getauft werden will, muss sich vorher beschneiden lassen.“
Die Gruppe um Paulus, die bei den Heiden missionierte, war völlig anderer Meinung. Sie protestierten: "Es ist völlig unmöglich unsere Leute zu zwingen, wenn sie Christen werden wollen, dass sie vorher Juden werden müssen. Das wollen unsere Leute absolut nicht. So werden sie vertrieben und lassen sich auch nicht taufen. Wir sind überzeugt: Die Botschaft Jesu ist wichtig für alle Menschen. Und für diese Menschen soll man keine so großen Hindernisse aufbauen."
Jetzt steht Meinung gegen Meinung. Es schaut aus, als könnte es keinen Kompromiss geben. Eines war den Aposteln klar: Wir müssen miteinander reden und einen gemeinsamen Weg finden.
Es war um das Jahr 48 oder 49, da verhandelte die Jerusalemer Gemeinschaft mit Paulus und Barnabas, die als Abgesandte der Gemeinschaft von Antiochia gekommen waren. Nach harten Verhandlungen stand das Ergebnis fest: Heidenchristen und Judenchristen sind gleichberechtigt. Heiden dürfen ohne Umweg über das Judentum getauft werden. Die ganze damals bekannte Welt stand dem Christentum offen. Das Christentum konnte eine Weltreligion werden. Ohne diese Einigung wären die Christen eine jüdische Sekte geblieben.
So geschah es, dass in wenigen Jahren Petrus und Paulus bis nach Rom kamen. Sie wurden unter Kaiser Nero ihres Glaubens wegen getötet. Am 29. Juni wird ihr Todestag - ihr Geburtstag für den Himmel - gefeiert.
Das Christentum war im Zentrum des römischen Reiches angekommen, eine Folge des sogenannten „Jerusalemer Konzils“. Die Apostel hatten die Zeichen der Zeit erkannt und nach heftiger Diskussion eine gemeinsam getragene Entscheidung getroffen.
Von dieser Art der Entscheidungsfindung könnten heute Kirche und Politik lernen.
Problem erkennen – zusammenkommen und heftig diskutieren – eine Entscheidung treffen – und alle stehen zu dieser Entscheidung!
Das wär´s!