Liebe Gottesdienstgemeinschaft!
Gott, der uns liebt, hat etwas Besonderes mit uns vor. Er hat einen großartigen Plan mit uns. Er schenkt uns Fähigkeiten und Talente, er schenkt uns die Kraft des hl. Geistes. Er schenkt uns einen inneren Kompass, das Gewissen, damit wir einen guten Weg, einen Weg der Güte und Barmherzigkeit gehen und von diesem Weg nicht abkommen. Freilich besteht aber ein Leben lang die Gefahr, dass wir vom guten Weg abkommen, dass wir uns absondern, dass wir zu „Sonderlingen“ werden. Und vom Wort „sondern“ kommt das Wort Sünde. Sünde ist also nicht ein kleines „Hoppala“, wie wir es früher als Kind gebeichtet haben. Sünde ist eine Abkehr vom Weg Gottes. Sünde kann klein anfangen und mit einer Katastrophe enden.
Beim letzten Sonntagsevangelium und auch heute geht es um die Sünde. Es geht aber nicht um das Thema: Wie bestraft Gott eine(n) Sünder(in), sondern: Wie sollen wir mit Sündern umgehen?“ Wie geht Gott, wie geht Jesus mit Sündern um? Und: Was können wir daraus lernen?
Könnte es sein, dass auch wir uns von Zeit zu Zeit wie die Pharisäer besser vorkommen als diejenigen, die gesündigt haben? Dass wir Steine der bösen Worte und moralinsaure Steine werfen und harte Strafen verlangen? Wer denkt daran, dass auch diese Menschen wieder eine Chance für einen Neubeginn und für eine Umkehr brauchen?
Bei der Vorbereitung zur Predigt ist mir ein Beispiel aus meiner Kindheit eingefallen. Heute denke ich mir, wer selber seine Schwächen und Sünden hat, der sollte eigentlich mit Menschen, die etwas ausgefressen haben, großzügiger umgehen.
Vor einigen Jahren habe ich ein modernes Museum besucht. Nach der Eingangstür hing eine Tafel mit dem Namen des Architekten, der das Museum geplant hat. Als ich den Namen gelesen habe, ist mir ein Ereignis aus der Volksschulzeit eingefallen. Da gab es ein Kind mit gleichem Namen. Dieses Kind hat etwas angestellt. Als der Bub Ende Juni das Jahreszeugnis bekam, war er mit seinen Noten nicht zufrieden. Wahrscheinlich aus Angst vor den Eltern hat er mit dem Radiergummi einige Noten beseitigt und mit Tinte bessere Noten darübergeschrieben. Den Eltern ist das sofort aufgefallen. Sie sind in die Schule gegangen und haben um ein neues Zeugnis mit den richtigen Noten gebeten. Innerhalb von einigen Tagen hat der ganze Ort von diesem Vergehen der Dokumentenfälschung gewusst. Auch wir Kinder haben uns als Pharisäer betätigt. Wenn der Missetäter an uns vorübergegangen ist, dann haben wir hinter ihm hergerufen: „Zeugnisausbesserer, Zeugnisausbesserer!“
Liebe Gottesdienstgemeinschaft!
Immer wieder geschieht es, dass Menschen, die einen gröberen Fehler gemacht oder eine Untat begangen haben, ein Leben lang abgestempelt sind.
Jesus macht es anders. Er sagt: „Auch ich verurteile dich nicht. Sündige von jetzt an nicht mehr. Denn Gott liebt den Sünder, der sich bekehrt.“