Liebe Gottesdienstgemeinschaft!
Im Alter von 11 bis 15 Jahren war ich im sogenannten „kleinen Seminar“ Marianum, einem Internat in Seitenstetten. Jeden Schultag sind wir hinaufgegangen in das Stiftsgymnasium. In dieser Zeit gab es einige Male ein ganz besonderes Ereignis: ein Besuch des Bischofs – das war wie ein kleiner Staatsbesuch. Wir versammelten uns vor dem Marianum, und dann kam er: in einer großen schwarzen Limousine der Sternmarke, und was mich so beeindruckt hat – eine kleine Fahne auf der Kühlerhaube mit dem bischöflichen Wappen. Das war für uns fast eindrucksvoller als der Bischof selbst. Es war eine großartige Inszenierung, und wir Kinder waren stolz darauf, katholisch zu sein.
In der Zwischenzeit hat sich viel verändert. Die katholische Kirche ist bescheidener geworden. Das betrifft nicht nur die Größe des Autos, sondern vor allem die innere Einstellung. Es geht heute nicht um Macht, sondern alle Ämter,die die Kirche zu vergeben hat, sind ein Dienst. Auch die sogenannten Oberhirten haben eingesehen, dass Jesus der gute Hirt ist und die sogenannten Oberhirten auch gleichzeitig Schafe sind, bestenfalls Diener des großen Hirten oder Leitschaf. Und wer Schaf ist und mit der Herde unterwegs ist der weiß, wie es den Schafen geht und weiß, was die Schafe brauchen.
Papst Franziskus legt großen Wert auf eine bescheidene Kirche, auf eine Kirche, die sich um die Armen kümmert. Mit Armut ist aber nicht nur die finanzielle Armut gemeint, sondern auch psychische und physische Armut, z.B. körperliche Behinderung.
Nach dem 2. Vatikanischen Konzil sind Bischöfe in Erinnerung an die bescheidene Urkirche in einer Katakombe in Rom zusammengetroffen und haben sich verpflichtet, eine bescheidene Kirche mitzugestalten. Erst jetzt, 50 Jahre nach dem Konzil, gibt es einen Papst, der selbst ein Vorbild ist in seinem Denken und Handeln für eine bescheidene Kirche, eine Kirche für die Armen.
Liebe Gottesdienstgemeinde!
Immer wieder gibt es in der Kirche kraftvolle Menschen die aufzeigen, dass es für die Kirche einer Veränderung bedarf. Einer dieser Menschen war der hl. Antonius, genannt der Einsiedler.
Er erlebte den Übergang von der verfolgten Kirche zu einer tolerierten Kirche bis zu einer Kirche, die mit Privilegien des Staates ausgestattet wurde. Er hatte Angst, dass die enge Verbindung von Staat und Kirche die Botschaft Jesu und die Idee einer einfachen und bescheidenen Kirche verwässern könnte. Er wählte daher einen extremen Weg der Armut. Nach dem Tod seiner Eltern verschenkte er seinen Grundbesitz, verkaufte seine Habe und zog sich in die Wüste zurück. Nachdem er jahrelang allein lebte und dabei die Abgründe seiner Seele kennenlernte, erreichte er eine souveräne Gelassenheit. Er hatte von nichts in der Welt mehr Angst. In dieser Wüstenzeit wurde er belohnt durch die Begegnung mit einem lebendigen, befreienden Gott. Antonius wurde aber durch diese Wüstenzeit kein menschfeindlicher Kauz. Es wird berichtet, er habe Tausende getröstet, Zerstrittene versöhnt und Kranke geheilt.
Einiges können wir uns aus seinem Leben abschauen:
Der hl. Antonius und Papst Franziskus sind Christen, die der Kirche neue – alte – Wege aufzeigen: Wege zu einer einfachen und bescheidenen Kirche.
Antonius gilt als der Begründer des christlichen Mönchtums. Bis zum heutigen Tag gibt es auf der ganzen Welt Klöster, die ein alternatives Leben pflegen in Einfachheit und Armut.
Das ist es, was die Kirche braucht!