Liebe Gottesdienstgemeinschaft!
Michelangelo Buonarotti wurde einmal gefragt, wie er es schaffe, so wunderbare Statuen zu schaffen. Da antwortete er: "Ich sehe in einem Marmorblock bereits die Statue. Alles, was nicht zur Statue gehört, schlage ich weg. Dann ist mein Werk vollendet."
Liebe Gottesdienstgemeinschaft!
Wir könnten uns heute am Beginn eines neuen Jahres vorstellen, dass ein neuer Jahres-Marmorblock vor uns liegt, den wir bearbeiten sollen.
Frage: "Haben Sie schon Ideen
- was Sie in den kommenden Tagen, Wochen, Monaten aus Ihrem Jahresblock heraus meißeln wollen?
- was Sie in den Hintergrund stellen sollen oder was in den Vordergrund treten soll?
Dafür gäbe es vier Merksätze: "Dankbar rückwärts - mutig vorwärts - gläubig aufwärts - liebevoll seitwärts"!
Mit dem DANKBAR RÜCKWÄRTS könnten wir an einer Grundhaltung arbeiten, die uns hilft, unser Leben nicht in erster Linie als eigene Leistung zu sehen, sondern als Geschenk. Dankbar könnten wir zurückschauen auf das vergangene Jahr, auf unsere Lebensgeschichte, auf schöne Begegnungen und unbeschwerte Stunden, aber auch auf kritische Anfragen, die uns weitergebracht haben. "Dankbar rückwärts" - damit könnten wir Dostojewski widerlegen, der sagte: "Die beste Definition des Menschen ist: undankbarer Zweibeiner!"
Mit dem MUTIG VORWÄRTS könnten wir eine Einstellung vertiefen, die uns hilft, ohne Angst vor der Zukunft zu leben. Wir könnten uns wehren gegen Duckmäusertum und Anpassung. Wir könnten den Weg gehen, den wir als richtig erkannt haben. Neue Möglichkeiten des Christseins und des Kircheseins könnten wir mit anderen zusammen überlegen. Immer wieder könnten wir uns fragen, wie Menschen von heute neues Interesse an Jesus finden können.
Mit dem GLÄUBIG AUFWÄRTS könnten wir unser Leben noch mehr mit dem Evangelium in Verbindung bringen. Wir könnten noch bewusster nach unseren Gaben und Begabungen fragen, die wir in den Dienst der Kirche stellen können. Wir könnten Gottesdienst, Gebet und das Leben in der Hl. Schrift noch stärker als Kraftquelle erfahren. Wir könnten uns inspirieren lassen, im Sinne Jesus zu denken, zu reden und zu handeln.
Mit dem LIEBEVOLL SEITWÄRTS könnten wir uns vornehmen, unser Zusammenleben mit anderen weiter zu entwickeln. Wir könnten Respekt und Wertschätzung nicht nur denen entgegenbringen, die uns sympathisch sind. Ausgehend vom Liebesgebot Jesu könnten wir unseren Blick schärfen für die versteckte Not unserer Mitmenschen.
Mit diesem Konzept könnten wir in ein neues Jahr gehen. Es würde uns anspornen, unser Leben zu gestalten und die Lebenszeit nicht einfach verrinnen zu lassen.
Das Konzept: : "Dankbar rückwärts - mutig vorwärts - gläubig aufwärts - liebevoll seitwärts" könnte uns begleiten und uns zeigen, wo wir unsere Werkzeuge ansetzen können.
Ich wünsche Ihnen für das neue Jahr eine interessante und erfolgreiche "Steinzeit"!
(Gedanken aus dem Buch "Predigten" von Wolfgang Raible wurden für diese Neujahrspredigt verwendet.)