Liebe Gottesdienstgemeinde!
Ich halte meine Taufgespräche grundsätzlich immer im Haus oder in der Wohnung der Eltern. Oft ist die Rede von einem Wunder. Eltern, die ein Kind ersehnt haben sagen: Es ist ein Wunder des Lebens, wie so ein Kind im Bauch einer Mutter entsteht. Manche angehende Väter besorgen sich sogar Bücher in denen es wunderbare Bilder über ein heranwachsendes Menschenleben gibt. Sie sind auch bei der Geburt dabei um der Mutter beizustehen.
Ein besonderes Erlebnis ist es für Kinder, die ihre Händchen auf den Bauch der schwangeren Mutter legen dürfen. Sie sind ganz glücklich, wenn das ungeborene Kind zu strampeln beginnt. Ist das eine Freude!
Im heutigen Evangelium geht es um die Begegnung zweier schwangerer Frauen. Auch da bewegt sich ein Kind im Mutterleib. Maria besucht ihre Verwandte Elisabeth. Elisabeth ist bereits hochschwanger, Maria erst am Beginn der Schwangerschaft. Und als die beiden Frauen einander umarmen spürt Elisabeth, wie das Kind, das sie unterm Herzen trägt, kräftig zu strampeln beginnt. Sie ist überzeugt, dass der, den man später Johannes der Täufer nannte in ihrem Leib spürt, dass der spätere Jesus im Leib seiner Mutter ganz nahe ist. Er spürt, dass ihn etwas mit Jesus verbindet.
Dieses "Etwas" ist sein Glaubenskonzept und Ruf zur Umkehr und Neuausrichtung des Lebens. Allen, die zu ihm an den Jordan kamen predigte er bei der Bußtaufe die Umkehr. Dass er dabei in seiner Botschaft vieles sagte, was Jesus auch lehrte, darüber habe ich am vergangenen Samstag und Sonntag gepredigt.
In ihrem Stil waren Johannes und Jesus sehr verschieden: sowohl was ihre Predigt als auch ihren Lebensstil betraf. Johannes war ein extremer Asket, sowohl was seine Kleidung als auch seine Ernährung betraf. Er trug ein Gewand aus Kamelhaaren und ernährte sich von Heuschrecken und wildem Honig. Seine Predigt war oft brutal. Er sagte zum Beispiel zu den Menschen: "Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Gericht entrinnen könnt?"
Jesus dagegen ging gerne zu Gastmählern, auch wenn sie von den verhassten Zöllnern veranstaltet wurden. Er wollte auch diese Leute von seiner Botschaft überzeugen. Die Leute verstanden seine Anliegen nicht und manche sagten: "Er ist ein Fresser und Säufer." Seine Predigt war auch oft streng, aber die Liebe Gottes und seine Barmherzigkeit waren viel wichtigere Themen.
Johannes der Täufer und Jesus hatten ein gemeinsames Ziel: Gott und das Reich Gottes. Doch jeder von beiden ging seinen eigenen Weg.
Vielleicht ist das ein Hinweis für uns, dass jeder/jede seinen/ihren Weg zu Gott finden muss.
Liebe Gottesdienstgemeinde!
Es ist ein Wunder, wenn neues Leben entsteht. Es ist genauso ein Wunder, wenn jeder seinen eigenen Lebensweg und Glaubensweg geht und trotzdem -so hoffen wir- das gleiche Ziel erreicht.