Liebe Gottesdienstgemeinschaft!
Vor einiger Zeit habe ich in einer Zeitschrift etwas Interessantes aufgeschnappt. Es geht um die 10 Gebote. Wir sind es gewohnt, dass diese Gebote mit den Worten beginnen: Du sollst, du sollst nicht morden, du sollst nicht stehlen usw. In dieser Zeitschrift aber wurde erklärt, dass es auch heißen könnte: Du wirst nicht morden, du wirst nicht stehlen! "Naja", könnte man sagen, "wegen einem Wort!" So einfach ist das nicht. Wenn es heißt, du wirst nicht, dann bedeutet das: Da ist vorher etwas Wichtiges geschehen, und aus diesem Geschehen folgt eine Handlung.
Dazu ein Beispiel:
Wenn ein Kind auf die Welt kommt, dann verdankt es den Eltern das Leben. Es brauchte nichts zu leisten, es bekam sein Leben geschenkt.
Wenn ein Mensch erlebt, ich bin ein Geschenk, ich bin entstanden, weil zwei Menschen sich gern (gehabt) haben, ich lebe, weil Gott mich liebt, weil Gott mein Leben begleitet, dann verlangt diese große Liebe nach einer deutlichen Antwort. Weil Gott mich und alle anderen Menschen liebt, weil wir göttliche Geschöpfe sind, hat diese Liebe Konsequenzen.
Weil Gott uns alle liebt -
werde ich nicht stehlen.
Weil Gott uns alle liebt -
werde ich nicht morden.
Weil Gott uns alle liebt -
werde ich Vater und Mutter ehren.
Das hört sich ja ganz anders an. Als Grundsatz könnte man sagen: Die Initiative geht von Gott aus. Ich tue Gutes - nicht - DAMIT mich Gott liebt, sondern ich tue Gutes und halte die 10 Regeln ein, weil Gott mich liebt und ich diese Liebe weitergeben will.
Wer mordet, Terror macht und zum Krieg hetzt, kann das nie aus Liebe zu Gott tun, sondern er hat ein perverses Gottesbild. Aus der Liebe zu Gott kann nur Liebe folgen und nicht Hass. Die Frucht einer Gottesbeziehung ist Liebe und nichts anderes.
Diese Einstellung hat auch Folgen für unser christliches Leben, z. B. für die Erstkommunion. Die Kinder dürfen erleben: Jesus schenkt sich uns im "heiligen Brot". Es soll ein Geschenk sein, wir müssen nichts Spezielles leisten. Wir sind von Jesus zum Fest eingeladen. Seit langer Zeit ist der Empfang der heiligen Kommunion mit einer Beichte verknüpft. Bei den Erstkommunionkindern hat sich dieser Brauch erhalten, obwohl nur mehr äußerst wenig Erwachsene zur Beichte gehen.
Da habe ich mir gedacht: Warum nicht einmal den umgekehrten Weg gehen? Zuerst das Geschenk annehmen und kräftig feiern und nachher auf kindgemäße Art zu beichten, d. h. mit Jesus besprechen, wie wir leben sollen (werden).
Beim Elternabend werde ich dieses Thema zur Sprache bringen - ich hoffe, dass mir die Eltern zustimmen!
Liebe Gottesdienstgemeinschaft!
Auf Gottes Willen hin wurde uns das Leben geschenkt. Auf Gottes Willen hin ist uns Jesus durch Maria von Gott geschenkt worden, auf Gottes Initiative hin wurde Jesus die Auferstehung geschenkt. Gott ist der Schenkende und der Initiator.
Frage: Wie werden wir darauf reagieren?