Liebe Festgemeinschaft!
Ein Jahreswechsel ist die Zeit der Vorsätze und der guten Wünsche. Ich hätte heute drei „fabelhafte“ Wünsche für sie. Vielleicht fällt ihnen im Jahr 2012 hin und wieder eine Fabel ein die ich heute erzähle, die sie auf gute Gedanken bringt.
Fabel 1: Ein Käfer und ein Frosch fielen in ein Fass Milch. Der Käfer war ein Pessimist und sagte: „Da kann man nichts machen“. Und ging unter. Der Frosch aber war ein Realist. Er sagte: „Ich strample – man kann nie wissen“. Und so strampelte er stundenlang. Plötzlich spürte er etwas Festes unter den Füßen. Er hatte aus der Milch Butter gestrampelt. Mit einem Satz sprang er aus dem Milchfass.
Mit dieser Fabel wünsche ich ihnen Kraft zum Strampeln. Es werden sicher Zeiten und Situationen kommen, wo ihnen das Wasser bzw. die Milch bis zum Hals steht. Dass sie dann wieder einmal sagen können: „Alles in Butter“.
Und weil wir im Jänner „30 Jahre Pfarre St. Severin“ feiern, lade ich sie ein, dass sie in der Pfarre mitstrampeln, dass wir immer mehr Gemeinschaft Jesu werden. Eine Gemeinschaft, die dafür sorgt, dass immer weniger Menschen in der Milch der Resignation und Hoffnungslosigkeit versinken.
Fabel 2: Das Schwein kam zur Kuh und jammerte: Die Menschen sprechen immer nur über deine Freundlichkeit. Zugegeben: Du gibst Milch. Doch von mir haben sie viel mehr: Schinken, Speck, sogar meine Füße verspeisen sie. Und doch hat mich niemand gern. Die Kuh dachte einen Augenblick nach und sagte dann: Vielleicht ist das so, weil ich gebe, während ich noch lebe.
Mit dieser Fabel wünsche ich ihnen Bereitschaft zum Geben. Ich lade sie ein, großzügig etwas von dem zu geben, was ihnen geschenkt wurde: Talente, Begabungen, Fähigkeiten. Je mehr sie ihre Gaben einbringen, desto menschlicher, desto lebendiger, desto freundlicher kann es bei uns werden.
Fabel 3: Ein Blutegel sagte zur Libellenlarve: „Ich habe niemals das Bedürfnis nach dem, was du Himmelsluft nennst“. Die Libellenlarve erwiderte: „Aber ich habe eine starke Sehnsucht nach oben. Ich sah schon einen hellen Schein und merkwürdige Schattengestalten huschten über mich hinweg“. Der Blutegel krümmte sich vor Lachen: „Oh du phantasievolle Seele, du meinst außerhalb des Tümpels gibt es noch was? Glaub mir, Ich hab den ganzen Tempel durchschwommen. Dieser Tümpel ist die ganze Welt, außerhalb gibt es nichts“.
Aber es dauerte nicht lange, bis sich die Libellenlarve aus dem Wasser heraushob. Flügel wuchsen ihr und sie schwebte schillernd über den niedrigen Tümpel davon.
Mit dieser Fabel wünsche ich ihnen Phantasie und Mut zum Träumen. Lassen sie sich durch Blutegelmenschen nicht daran hindern, über den Tümpel ihres Alltags hinauszuschauen. Versuchen sie die Sehnsucht nach Himmelsluft wachzuhalten.
Geben sie sich mit dem jetzigen Zustand unserer Welt nicht zufrieden. Ich lade sie alle ein, gemeinsam einen Schritt weiter zugehen auf den Weg unseres Glaubens. Es wäre schön, wenn wir uns hier in unserer Pfarrgemeinde gegenseitig behilflich sein könnten auf der Suche nach dem Reich Gottes.
Es wäre gut, wenn in unserem Zusammenleben und Zusammenarbeiten etwas zu spüren wäre von der Hoffnung, aus der wir leben.
Im asiatischen Raum werden die Jahre nach Tieren benannt. In diesem Sinne wünsche ich ihnen ein „tierisch“ gutes Jahr 2012. Ich hoffe,
Ich danke Pfarrer Wolfgang Raible für sein Buch „Predigten im Lesejahr B“. Diese Predigt habe ich „hochprozentig“ von ihm übernommen.