„Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt."
Dieser Satz aus dem 1. Petrusbrief gilt für's erste einmal den Christen in Kleinasien. Wer sich aber mit der Bibel auseinandersetzt, der weiß, dass dieser Satz alle Christen ansprechen soll bis zum heutigen Tag. Es ist eine Aufforderung an uns, die wir gerade in St. Severin Messe feiern.
Petrus ermahnt die Empfänger des Briefes, dem Glauben treu zu bleiben obwohl sie durch den Glauben in Schwierigkeiten gebracht werden können. Man wird sie auslachen, man wird sie verfolgen.
Trotz allem sollen sie von ihrer Hoffnung Zeugnis geben. Sie sollen sagen, was ihnen Kraft gibt, durchzuhalten. Sie sollen sagen, welches Ziel sie anstreben, aus welcher Hoffnung sie leben.
Auch an uns geht die Frage:
Warum nimmst du es auf dich am Sonntag zur Feier in die Kirche zu kommen? Warum bist Du bereit für Menschen in Not Geld herzugeben? Warum bist du bereit Besuchsdienst im Rosenheim zu machen? Warum engagierst du dich in der Pfarre? Warum, warum? Warum?
Viele Menschen reden heute von der Hoffnung. Junge Eltern hoffen gesunde Kinder zu bekommen. Alte Menschen hoffen, dass sie lange gesund bleiben. Menschen hoffen, dass sie ihren Arbeitsplatz nicht verlieren. Pfarrer hoffen, dass sie dann, wenn sie älter geworden sind, nicht noch einige andere Pfarren mitbetreuen müssen.
Wenn aber Petrus schreibt, dass wir sagen sollen, welche Hoffnung uns erfüllt, dann spüren wir, dass es um eine Hoffnung geht, die aus dem Glauben kommt. Diese Hoffnung ist nicht im Irdischen verankert, diese Hoffnung hat in Gott einen Ankerplatz gefunden. Diese Hoffnung lebt von Gott. Diese Hoffnung lebt von der Aussage Jesu. Was ihr einem von meinen Brüdern und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan. Gottesliebe und Nächstenliebe gehören zusammen. Unser Leben ist bestimmt von einem Ziel, das außerhalb unseres Lebens liegt. Unser Ziel ist Gott. Wir kommen von Gott und wir glauben, dass wir zu Gott zurückkehren.
Dazu ein Beispiel: Anton Bruckner, einer der begabtesten Musiker seiner Zeit, hat mit der Aufführung seiner 3. Symphonie in Wien Schiffbruch erlitten. Bald darauf hörte er in der Nacht eine Mönchsgemeinschaft singen: „Te deum laudamus", „Dich Gott loben wir". Er denkt sich: „Die Mönche haben kein Publikum, sie singen allein für Gott". Jetzt weiß Bruckner: Meine Musik ist für Gott. Infolge dieser Nachterfahrung schreibt Bruckner das „Te Deum", mit dem ihm der internationale Durchbruch gelingt. Bruckner wählte die Musik, die sein Talent war, um Zeugnis von seiner Hoffnung zu geben. In der Schlusspartie des „Te Deum" heißt es: „Auf dich o Herr habe ich meine Hoffnung gesetzt, in Ewigkeit werde ich nicht zu Grunde gehen".
Ich zitiere noch einmal aus dem Petrusbrief: „ Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt".
Diese Predigt ist entstanden unter Zuhilfenahme des Buches von Wolfgang Raible „Predigten Lesejahr A"