Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!
Denn der Herr ist nahe!
Liebe Gottesdienstgemeinschaft!
Vor fast 30 Jahren hat der Psychotherapeut Paul Watzlawick ein Buch verfasst. Es trägt den Titel: Anleitung zum Unglücklichsein.
Auf humorvolle Weise beschreibt er in diesem Buch, wie wir Menschen uns das Leben schwer machen, wie wir uns selbst die Lebensfreude nehmen. Drei Regeln hat er aufgestellt. Wenn man sie konsequent befolgt, dann wird man garantiert unglücklich und führt ein Leben ohne Freude.
Regel 1: Je mehr du dich an deine Vergangenheit klammerst, desto trauriger wird deine Gegenwart.
Regel 2: Je schlechter du von anderen denkst, desto mehr Angst musst du vor ihnen haben.
Regel 3: Je mehr du ein Unglück prophezeist, desto sicherer trifft es ein.
Liebe Gottesdienstgemeinschaft!
Wir Christen sind davon überzeugt, dass die Botschaft Jesu eine Frohbotschaft ist. Wenn wir daran glauben, dass Gott unser Heil und unsere Freude will, dann müssen wir dem Programm des Herrn Watzlawick etwas entgegensetzen. Also machen wir Regeln, eine Anleitung zum Glücklichsein:
Regel 1: Freude kann man nicht machen, aber man kann sie wählen!
Das klingt vielleicht eigenartig, das mit dem Wählen. Wir können doch nicht wählen, ob wir gesund oder krank sind. Wir können doch nicht einfach wählen, ob wir reich sind oder ob wir bescheiden leben müssen. Das stimmt, aber wir können wählen, wie wir auf Probleme des Lebens reagieren. Dazu ein Beispiel: Vor einigen Tagen war ich auf Besuch in der Frauenhofnerstraße 56 – betreutes Wohnen. Auf dem Gang habe ich drei ältere Frauen getroffen. Alle kenne ich schon lange. Es herrschte eine gute Stimmung. Eine der Frauen sitzt im Rollstuhl. Als ich sie frage, wie es ihr geht, antwortet sie: „Herr Pfarrer, ich bin im früheren Leben genug gegangen und gelaufen, wenn Eile nötig war. Jetzt geht's halt nicht mehr. Aber ich bin glücklich und zufrieden. Ich habe eine schöne, kleine Wohnung und ganz liebe Nachbarinnen."
Damit Sie zu einer solchen Einstellung kommen, gibt es eine gute Übung. Jeden Abend all das sammeln, was an diesem Tag gut war und Freude bereitet hat und Gott ein DANKE sagen. Den „Schmarrn" des Alltags und den Ärger vergessen Sie am besten.
Regel 2: Freude kann man nicht verordnen, aber man kann sie wecken!
Man kann sich nicht auf Befehl freuen. Aber Freude lässt sich wecken. Wir können aufmerksam durchs Leben gehen und dabei Grund zur Freude finden. Ist es selbstverständlich, dass wir noch am Leben sind? Ist es selbstverständlich, dass uns liebe Freunde und Ehepartner durchs Leben begleiten? Ist es selbstverständlich, dass wir abgesehen von kleinen Wehwehchen gesund sind? Ist es selbstverständlich, dass wir Arbeit haben und so weiter?
Zum Abschluss eine Geschichte von einem, der es verstanden hat, Freude bei sich und anderen zu wecken. Mein Heimatpfarrer in St. Valentin war über Jahrzehnte der weithin bekannte Dechant Dr. Karl Hautz. Wenn wir ihn fragten, woher er seine Energie und Lebensfreude nimmt (er ist schließlich mit 80 Jahren noch auf Bäume geklettert), hat er gesagt: „Ich stehe in der Früh auf, mache ein Kreuzzeichen, nehme ein Glas warmes Wasser, gebe ein paar Tropfen Schwedenbitter hinein. Ich trinke das und sage dann: „Schön ist das Leben, zur Freude gegeben".
Er hat das nicht nur tausendmal untertags gesagt, sondern auch gelebt. Er hatte tatsächlich viel Freude.