Liebe Festgemeinschaft!
Heute beginne ich gleich mit einer Geschichte. Denn diese Geschichte spricht genau das an, was ich mir als Thema für die heutige Predigt ausgesucht habe.
Zuerst aber noch eine kleine Vorgeschichte: Als ich Theologie studiert habe, war der inzwischen schon lang verstorbene Dr. Karl Beck mein Philosophieprofessor. Für ihn habe ich alles getan, er war für mich der weitaus interessanteste Professor. Er hat gewusst, dass ich auf jede Prüfung perfekt vorbereitet war. Darum hat er am Beginn der Prüfung gesagt: Herr Schwinner, eine kleine Frage, wenn Sie die beantworten, dann können sie gleich wieder gehen: „Das Hauptwerk des Anselm von Canterbury?" Ich habe geantwortet: „Cur deus homo", auf Deutsch: „Warum wurde Gott Mensch". „Danke", hat der Professor gesagt, „Sie können schon wieder gehen."
Warum wurde Gott Mensch? Eine Geschichte soll uns weiterführen:
Ein König, der Gott sehen wollte, drohte allen Weisen und Priestern schwerste Strafen an, wenn es ihnen nicht gelänge, ihm Gott zu zeigen. Als alle schon verzweifelten, kam ein Hirte. Er führte den König auf einen freien Platz, zeigte auf die Sonne und sagte zu ihm: „Schau in die Sonne hinein." Sofort senkte der König geblendet den Kopf und rief: „Willst du denn, dass ich blind werde?" „Aber König", sagte der Hirte, „die Sonne ist doch nur ein Ding der Schöpfung, ein schwaches Licht im Vergleich zu Gott. Wie willst du ihn selbst aushalten?"
Liebe Festgemeinschaft!
Es ist ein uralter Glaube der Menschheit: Wer Gott sieht, der stirbt auf der Stelle. Man kann Gott sozusagen nur hinter einer Maske erleben. Aus der Bibel wissen wir: Gott spricht aus einer Wolke, Gott begleitet die Israeliten in einer Feuersäule, Gott spricht zu Mose im brennenden Dornbusch.
Zuletzt sprach Gott, so steht es in der Bibel, durch seinen Sohn. Jesus, Mensch und Gott, ist der Höhepunkt der Offenbarung Gottes. Erst als Mensch konnte Gott richtig zu den Menschen sprechen.
Jetzt kommt Maria ins Spiel. Sie durfte Gott in Menschengestalt zur Welt bringen. Aber wir feiern heute nicht, dass Maria vom Engel die frohe Botschaft empfangen hat. Wir feiern, dass ihre Mutter bemerkt hat, dass sie schwanger ist. Wir feiern, dass Maria von allem Anfang an von Gott begnadet war. Darum konnte der Engel zu ihr sagen: „Maria voll der Gnade." Das ist es, was wir heute feiern. Maria hat uns den Gottmenschen, das göttliche Kind geboren. Und dieser Jesus brachte den Menschen die frohe Botschaft: Gott ist die Liebe. Maria machte das möglich. Jesus war ein Gottmensch zum Angreifen, er predigte vom Reich Gottes. Maria machte das möglich. Jesus heilte die Kranken, er weckte die Toten auf. Maria machte das möglich. Jesus lebte uns vor, wie wir leben sollen. Maria machte das möglich. Jesus zeigte uns durch seinen Tod und seine Auferstehung, wo unsere eigentliche Heimat ist. Maria machte das möglich.
Der Engel sagte zu Maria: „Fürchte dich nicht, denn du hast bei Gott
Gnade gefunden ... einen Sohn wirst du gebären, dem sollst du
den Namen Jesus geben." Gott kommt in Menschengestalt zu uns und
Maria darf ihn zur Welt bringen.
Das ist doch ein Grund zum Feuern heute und zu Weihnachten.